Samstag, 20. März 2010

Friedrichswerdersche Kirche


Die Friedrichswerdersche Kirche liegt am Werderschen Markt des Friedrichswerders im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin.
Sie wurde zwischen 1824 und 1831 von Karl Friedrich Schinkel erbaut – Bauleiter war Ludwig Ferdinand Hesse – und war die erste neugotische Kirche der Stadt.
Der jetzige Bau war bis 1872 eine preußisch-unierte und französisch-reformierte Simultankirche (daher auch Temple du Werder auf Französisch).
Danach erwarben die Unierten den Anteil der Reformierten, die schon seit 1835 in der Kirche keine eigenen Gottesdienste mehr abhielten.
Östlich der Kirche befindet sich der Schinkelplatz.
Die Friedrichswerdersche Kirche gehört heute zur Berliner Nationalgalerie und dient als Museum für Skulpturen des 19. Jahrhunderts.

Auf einer Insel am linken Spreearm, genannt „der Werder“, begann um 1658 die erste barocke Stadterweiterung Berlins.
Zu Ehren des Großen Kurfürsten erhielt das Gebiet im Jahre 1660 den Namen „Friedrichswerder“.
Nachdem dieses Gebiet zur dritten selbständigen Gemeinde neben Berlin und Cölln erhoben wurde, sowie der 1673 begonnene Rathausbau 1680 vollendet war, wurde die Notwendigkeit einer eigenen Kirche für diese Gemeinde erkannt.
Außerdem gab es seit dem Jahre 1685 eine französisch-reformierte Gemeinde, deren Mitglieder hauptsächlich im Friedrichswerder lebten und die ebenfalls ein Gotteshaus benötigten.

Im Jahre 1699 wurde den deutschen Gemeinden der Lutheraner und der Calvinisten (Reformierte) und der französisch-reformierten Gemeinde ein Gebäude zur gemeinsamen Nutzung zugewiesen (Simultankirche), bekannt unter dem Namen „kurfürstliches langes Stallgebäude“ oder auch „Reithaus“.
Dieses Gebäude war um 1648 wieder aufgebaut worden, nachdem es vorher völlig verfallen war.
Es handelte sich hierbei um ein sehr langes (288 Fuß, ca. 90,4 m), aber schmales Gebäude, das aufgrund der Bebauung der Gegend in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet war. 1700–1701 wurde von Giovanni Simonetti ein Entwurf des Baudirektors Martin Grünberg zum Umbau als Doppelkirche verwirklicht.
Im Nordteil kam die kalvinistische französischsprachige Gemeinde und im südlichen Teil die deutschsprachigen Gemeinden unter.
Die Eröffnungsfeier in französischer Sprache war am 16. Mai, die in deutscher Sprache am 12. Juli 1701.

Nunmehr war das ehemalige Reithaus ein zweigeschossiger, nur durch Lisenen leicht aufgelockerter nüchterner Zweckbau.
Das hohe Satteldach wurde durch einen unvollendeten Turm unterbrochen, unter dem sich ein hervortretender Mittelrisalit befand.
Damit wurde auch die Trennung in zwei verschiedene Gemeinden nach außen dokumentiert. 1801 wurde der Turmaufbau dann doch noch vollendet.
1806 lagerten französische Besatzungssoldaten in der Kirche.
Nach 1817 hatten sich die beiden deutschsprachigen Gemeinden im Rahmen der Preußischen Union vereinigt, die französische Gemeinde blieb konfessionell calvinistisch, schloss sich aber organisatorisch, wie die andern beiden Gemeinden, auch der Evangelischen Kirche in Preußen an.
Um 1819 sollte der allgemein schlechte Zustand des Gebäudes, welches teilweise einsturzgefährdet war, durch eine umfassende Sanierung wiederhergestellt werden. Allerdings dachte man schon zu dieser Zeit an einen Neubau an der gleichen Stelle.

Schinkel bekam vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm den Auftrag für einen Neubau.
Er legte mehrere klassizistische Entwürfe unter anderem in der Grundform römischer Tempel oder als Wandpfeilerkirche mit vier Kuppeln vor, konnte aber den Bauherrn nicht überzeugen.
Der Kronprinz verlangte ein Gebäude im „Mittelalterstil“, aus romantischer Neigung und weil, so die offizielle Begründung, dieser Stil besser passe „in diese etwas engere Gegend der Stadt, die durch die Unregelmäßigkeit ihrer Straßen sich dem Altertümlichen nähert“.

Über hundert Jahre, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, diente die Friedrichswerdersche Kirche als Gotteshaus, blieb dann gut vier Jahrzehnte lang als Ruine ungenutzt.
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde sie 1987 als Dependance der Nationalgalerie und Schinkelmuseum wieder allgemein zugänglich gemacht.
Im Kirchenschiff sind Werke klassizistischer Bildhauer der Berliner Schule ausgestellt.
Hier stehen Skulpturen von Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch, Emil Wolff, Friedrich Tieck und anderen.
Besonders bekannt ist das Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen, die sogenannte Prinzessinnengruppe von Schadow, dessen Original-Gipsmodell im Kirchenraum gezeigt wird.
Neben Werken aus dem Berliner Schloss sind insbesondere auch Bildnisse von Geistesgrößen wie Immanuel Kant, Johann Wolfgang von Goethe und den Brüdern Humboldt ausgestellt.
Auf der Empore ist eine Ausstellung über Leben und Werk Karl Friedrich Schinkels zu sehen.

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